Gerhard Lipfert, Geschäftsführer von SALEM International berichtete Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 7 von seiner Tätigkeit für die Organisation und erhielt von der UNESCO-AG eine Spende
Am 02.09.20 war der Geschäftsführer von SALEM International zu Gast am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Um genug Abstand zwischen den Zuhörern sicherzustellen, hielt er zwei Vorträge, zunächst für die 7a und 7c und dann für die 7b1 und 7b2. Sehr anschaulich machte Lipfert zunächst deutlich, wie wichtig Frieden (Salem, Shalom) ist und dass er bereits im kleinen anfängt. SALEM International betreibt mehrere ökologisch orientierte Kinder- und Jugenddörfer u. a. in Deutschland, Ecuador, Togo und Russland. Der Kontakt zu Herrn Lipfert kam über den Schüleraustausch mit Kaliningrad zustande. 2019 besuchten Schülerinnen und Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums zusammen mit Frau Müller und Herrn Wöllner das Kinder- und Jugenddorf Raduga in der Nähe von Kaliningrad und überreichten eine Spende der UNESCO-AG. In dem Dorf finden Jugendliche oder auch ganze Familien, die in Not geraten sind, ein Obdach und Arbeit. In einer Käserei wird Ziegenkäse von den dorfeigenen Ziegen hergestellt. Außerdem gibt es einen kleinen Weinberg, Obstbäume und eine Imkerei. Bei den Gebäuden wird auf naturnahe und nachhaltige Materialien geachtet. Seit einigen Jahren gibt es im Kinder- und Jugenddorf Raduga auch eine Pflanzenkläranlage. In den Sommerferien werden internationale Jugendlager angeboten, um Menschen aus verschiedenen Länder zusammenzubringen, die verschiedenen Kulturen kennenzulernen und so den Frieden zwischen den Nationen zu festigen.
Gerhard Lipfert hat in seiner jahrzehntelangen Arbeit für SALEM International Kinder- und Jugenddörfer, Forstschulen und Behinderteneinrichtungen auf der ganzen Welt aufgebaut und betreut. Von einigen seiner Erlebnisse berichtete er den Siebtklässlern, die eineinhalb Stunden gebannt seinen Worten lauschten. So kreuzte zum Beispiel einmal ein Nashorn seinen Weg und schleuderte das Fahrzeug wie ein Spielzeug durch die Luft. Ein andermal geriet er unter Beschuss, als er ein Kampfgebiet durchqueren musste, um neues Verbandsmaterial für die Verwundeten abzuholen. Er ließ sich jedoch nie entmutigen, da es für ihn – wie er sagt – keine Probleme, sondern nur Situationen gibt, mit denen man entsprechend umgehen muss.
Annette Uebe und Ricarda Diefenbach überreichten im Namen der UNESCO-AG einen Scheck in Höhe von 500 Euro, über den sich Herr Lipfert sehr freute. Im Gegenzug erhielten die vier 7. Klassen je einen Nistkasten, der in einer Behindertenwerkstatt der Organisation hergestellt wurde. Diese Nistkästen werden auf dem Schulgelände einen passenden Platz finden. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr wieder nach Kaliningrad fahren und das Kinder- und Jugenddorf Raduga besuchen können.
Freiherr-vom-Stein-Gymnasium spendet 1000 Euro
Seit der Aufnahme in das Schulnetzwerk der UNESCO-Projektschulen im Jahr 1994 setzt sich das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf für benachteiligte Kinder in aller Welt ein. Bereits zum zweiten Mal kam nun Matthias Merzhäuser, Gründer und Vorsitzender von Pro-Fil „Hilfe für Kinder in Not“, als Gast an die Schule, um allen Schülerinnen und Schülern der Klassen 6 über ein Hilfsprojekt in Cebu auf den Philippinen zu berichten.
In einem bewegenden Vortrag berichtete er über das Leben der Müll- und Straßenkinder von Cebu, der zweitgrößten Stadt auf den Philippinen. Dort hilft der Verein den Kindern über Bildung, denn „langfristig geht Hilfe nur über Bildung“, so Merzhäuser. Der Verein baut Kindergärten und unterstützt die Schulbildung der älteren. Bereits mit 60 Euro kann ein Kind ein Jahr lang die Grundschule besuchen und erhält zudem eine warme Mahlzeit, Hefte, Stifte, Schuluniform und medizinische Grundversorgung.
Im Rahmen seines Vortrags zeigte Merzhäuser, der regelmäßig selbst nach Cebu reist, zahlreiche fotografische Eindrücke von seinen Reisen – die letzte ist gerade mal zwei Wochen her. Der Fotovortrag über das Leben der Kinder auf der Mülldeponie und in den Slums sorgte für große Betroffenheit – Kinder, die täglich mit Kriminalität, Verwahrlosung, Krankheiten und fehlender Unterstützung durch die Behörden konfrontiert sind, von den großen Bulldozern auf den Deponien teilweise überfahren werden, Krankheiten aufgrund der extrem unhygienischen Bedingungen haben oder auch schlimmste Verbrennungen durch den heißen Müll bekommen.
In Cebu leben weit über 6000 Menschen auf den vier großen Mülldeponien. Aber sie leben nicht nur im Müll, sie leben vor allem vom Müll – Müll, der zu großen Teilen auch aus Europa kommt. Bereits die Kleinsten sammeln täglich Verwertbares aus dem Müll, um es für wenige Cent weiterzuverkaufen. Daneben wird aber auch nach Essen im Müll gesucht. Der Verdienst eines Kindes – ca. 1 Euro am Tag – reicht für ein wenig Reis, aber nicht mehr.
Im Anschluss an den Vortrag zeigten die zahlreichen Fragen der Sechstklässler, dass sie das Schicksal der Gleichaltrigen in Cebu nicht kalt ließ. Und viele diskutierten noch in der Pause darüber, wie gut es uns eigentlich in Deutschland geht.
Das UNESCO-Team der Schule, das auch den Vortrag organisiert hatte, überreichte zusammen mit den Sechstklässlern im Anschluss an den Vortrag Herrn Merzhäuser einen Scheck über 1000 Euro. Das Geld war unter anderem durch die Essen- und Getränkeverkäufe an Schulveranstaltungen oder auch die Basare mit Weihnachtskarten und -wichteln am Tag der offenen Tür und am Weihnachtskonzert zusammen gekommen.
Barbara Meyer