Der Schüleraustausch findet seit 2009 in Kooperation mit dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Betzdorf und dem Pädagogischen Lyzeum Kaliningrad statt und wird in erster Linie mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen ab Jahrgangsstufe 7 durchgeführt. Er gliedert sich in zwei Phasen:
Phase 1: Etwa 12 bis 15 russische Schülerinnen und Schüler im Alter von circa 13 bis 16 Jahren verbringen im Frühjahr/Sommer etwa eine Woche in Betzdorf in Gastfamilien. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in der Region Kaliningrad (Russland) können die Russen nur einen Teil der Kosten selbst tragen. Den größeren Teil übernehmen wir. Hierzu sind staatliche Fördermittel und private Spenden erforderlich. Das Programm ist abhängig von den zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Teilnehmer an der Fahrt nach Kaliningrad sollen nach Möglichkeit russische Schüler aufnehmen und sich an der Organisation und Durchführung des Programms beteiligen.
Phase 2: Wir fahren bzw. fliegen im September des gleichen Jahres nach Kaliningrad. Die Kosten hierfür betrage etwa 300 €. In Kaliningrad sind wir die meiste Zeit in Gastfamilien untergebracht, je nach Programm verbringen wir aber auch einzelne Nächte gemeinsam in einer Unterkunft an der Ostsee, auf der Kurischen Nehrung oder im Internat des Pädagogischen Lyzeums Kaliningrad. Mögliche Programmpunkte sind: Besuch der Vogelstation Rossitten, Wanderdünen und Naturschutz auf der Kurischen Nehrung, Tagesfahrt nach Litauen, Besuch der ehemaligen deutschen Ostseebäder Rauschen und Cranz, Besichtigung des Kaliningrader Doms mit Kant-Museum, des Bernsteinmuseums und eines Atom-U-Bootes. Um Fördermittel zu bekommen, muss dem Schüleraustausch ein pädagogisches Konzept zugrunde liegen. Mögliche Projektthemen sind: Königsberg/Kaliningrad im 20. Jahrhundert – deutsch, sowjetisch, russisch; Immanuel Kant; Naturparadies Kurische Nehrung; Königsberg: Stadt der Philosophie und Literatur; Bernstein… Das Rahmenthema muss bis November des Vorjahres feststehen.
Hauptziele des Schüleraustausches sind die Völkerverständigung und die Erfahrung einer fremden Kultur in einem Gebiet, das über Jahrhunderte deutsch war. Die russischen Schülerinnen und Schüler kommen von einer Schule mit sprachlichem Schwerpunkt und sprechen daher meist gut englisch oder deutsch. Da die hygienischen Verhältnisse im Kaliningrader Gebiet nicht überall unserem Standard entsprechen und wir auf der Kurischen Nehrung viel in unberührter Natur unterwegs sein werden, lassen Sie sich bitte von Ihrem Hausarzt frühzeitig (spätestens ein halbes Jahr vor der Reise) über eine mögliche Schutzimpfung gegen Hepatitis und FSME (Zecken) beraten. Alle Teilnehmer müssen spätestens im Mai des Reisejahres im Besitz eines Reisepasses sein, da ich dann die Visa beantragen muss. Der Reisepass steht Ihnen in den Sommerferien nicht zur Verfügung!
Aufgrund der Bedingungen im Kaliningrader Gebiet und der langen Anreise ist für die Durchführung der Fahrt ein besonderes Maß an Verantwortung und Disziplin aller Teilnehmer unabdingbar! Die Teilnehmerzahl ist auf ca. 15 begrenzt.
Information und Anmeldung bei Jens Wöllner im Herbst des Vorjahres. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler frühestens ab der Jahrgangsstufe 7.
Der Schüleraustausch wird finanziell unterstützt durch die Stiftung Deutsch-russischer Jugendaustausch, das Land Rheinland-Pfalz und den Kreis Altenkirchen.
Besuch in Kaliningrad vom 09.09. bis 16.09.2016
Im Rahmen des Schüleraustausches verbrachten wir mit 15 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 10 bis 12 eine Woche an unserer Partnerschule in Kaliningrad/Königsberg und auf der Kurischen Nehrung. Das Projektthema des diesjährigen Schüleraustausches war der Bergbau und damit verbunden die Erstellung eines deutsch-russisch-englischen Fachwörterbuches. Daher stand die Besichtigung des Bernsteintagebaus und einer Bernsteinmanufaktur in Jantarnyj/Palmnicken auf dem Programm. Etwa 90 Prozent des weltweit verarbeiteten Bernsteins kommen aus der Region Kaliningrad. Der großflächige Tagebau mit den riesigen Baggern erinnert an den Braunkohleabbau in Deutschland. In einer großen „Sandkiste“ hatten wir Gelegenheit, auch selbst nach Bernstein zu graben, und viele sind fündig geworden. Wir beschäftigten uns aber auch mit der Kultur und Geschichte der Region. So besuchten wir das Grab des berühmten Philosophen Immanuel Kant am Königsberger Dom, einen Soldatenfriedhof in Russkoje/Germau und das Holocaust-Denkmal zur Erinnerung an den Todesmarsch von Palmnicken. Vor dem Dom hielt ein Schüler ein sehr anschauliches Referat über das Euler’sche Brückenproblem, indem er die Pregelinsel mit ihren sieben Brücken auf dem Boden skizzierte und dann die mathematische Erklärung Eulers lieferte. Auf der Kurischen Nehrung besichtigten wir die Wanderdünen und besprachen Möglichkeiten der Befestigung. Außerdem machten wir einen kurzen Stopp an der Kirche, in der Johannes Thienemann als Pfarrer tätig war, bevor er die erste deutsche Vogelwarte in Rossitten gründete, erkletterten die große Düne bei Nidden und genossen bei strahlendem Sonnenschein Thomas Manns „Italienblick“. Eine Teilnahme am Unterricht im Pädagogischen Lyzeum mit Internat, der Partnerschule des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, durfte natürlich nicht fehlen. Wegen der vielfach hervorragenden Leistungen der russischen Schüler hatten wir einen sehr strengen und disziplinierten Unterricht erwartet, konnten dann aber feststellen, dass es ähnlich wie an deutschen Schulen zugeht, wobei die Lerngruppen allerdings oft deutlich kleiner sind und die Lernmotivation der Schüler vielfach wesentlich höher als bei deutschen Schülern ist. In der Schule haben wir auch unser Wörterbuch fertiggestellt und auf CD bzw. DVD gebrannt.
Die Reise nach Kaliningrad und die Tagesexkursion nach Litauen mit Überquerung der EU-Außengrenze machten uns sehr gut deutlich, wie schön es ist, in einem grenzenlos freien Europa zu leben. Auch das tägliche Leben in Russland unterscheidet sich zum Teil deutlich von dem, was bei uns üblich und selbstverständlich ist. So lebten einige Schüler bei sehr reichen Gastfamilien, die über einen eigenen Pool und Sauna verfügten, während andere sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung in einem Plattenbau mit ihrer Gastfamilie teilten. Oft musste improvisiert werden und das Gästehaus der Universität Kaliningrad auf der Kurischen Nehrung hatte zwar eine tolle Lage direkt am Haff und war nur wenige hundert Meter vom fast menschenleeren Ostseestrand entfernt, die sanitären Einrichtungen und die Versorgung mit Trinkwasser entsprachen aber bei weitem nicht den deutschen Standards. Bei einem abschließenden Erfahrungsaustausch zeigten sich alle Teilnehmer beeindruckt von der russischen Gastfreundschaft, die trotz vielfach widriger Bedingungen schier grenzenlos schien! So hoffen wir, dass der Austausch auch im nächsten Jahr wieder stattfindet. Ein neues Projektthema und die entsprechenden Termine haben wir jedenfalls schon abgesprochen.
Jens Wöllner
Besuch in Kaliningrad vom 08.09. bis 15.09.2017
In diesem Jahr war das Projektthema „Alltag und Schulsystem in Deutschland und in Russland“. Bei unserem Besuch in Kaliningrad hatten wir viele Gelegenheiten, das russische Schulsystem kennenzulernen. Allerdings ist unsere Partnerschule keine Regelschule, sondern richtet sich an besonders begabte Schülerinnen und Schüler. Die Betzdorfer Schüler merkten sehr schnell, dass die Schule ein sehr wichtiger Bestandteil im Leben ihrer Gastgeber ist. Die Schüler verbringen nicht nur mehr Zeit in der Schule als ihre deutschen Gäste, sondern benötigen auch den größten Teil ihrer Freizeit zur Erledigung der Hausaufgaben. Ein Schüler hat seine Gastgeberin fast gar nicht gesehen, da sie während unseres Besuches an einem Workshop im Zentrum für Hochbegabte in Ushakovo teilnahm. Sie ist die drittbeste Schülerin des Lyzeums, was man einem Aushang im Schulflur entnehmen konnte. Die Gruppe aus Betzdorf hatte einen halben Tag Gelegenheit, das Zentrum für Hochbegabte in der Nähe von Kaliningrad am Frischen Haff kennenzulernen und an Workshops in englischer Sprache teilzunehmen. Die Lehrer hörten in der Zeit einen Vortrag über Neurotechnologie. Der Unterricht in der Schule findet zum Teil in kleinen Lerngruppen statt. Die russischen Schüler haben die Möglichkeit, unter vier verschiedenen Schwerpunkten zu wählen: Fremdsprachen, Mathematik/Informatik, Naturwissenschaften oder Gesellschaftswissenschaften/Literatur. Es wird erwartet, dass sich die Schüler engagieren und an Olympiaden in verschiedenen Fächern teilnehmen.
Auch das Familienleben unterscheidet sich zum Teil von dem in Deutschland. Viele Familien leben auf sehr engem Raum in einer Mietwohnung in einem Wohnblock. Gastfreundschaft wird großgeschrieben und so erhielten die deutschen Gäste oft mehr zu essen als sie schaffen konnten und bekamen trotz beengter Wohnverhältnisse ihr eigenes Zimmer. Deutsche und russischer Schüler fassten Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Alltags- und Schulleben mit Hilfe von Plakaten zusammen und stellten diese im Unterricht vor.
Bei Exkursionen in die Innenstadt von Kaliningrad und die weitere Umgebung erfuhren die Betzdorfer viel über Geschichte, Kultur und Natur der Region. Am ersten Tag führte eine Stadtbesichtigung zum Museum der Weltmeere und zum Königsberger Dom mit dem Grab des berühmten Philosophen Immanuel Kant. Am nächsten Tag erlebten wir Natur pur. Bei der Fahrt über die Kurische Nehrung nach Nidden in Litauen machten wir einen ersten Stopp am Tanzenden Wald. Möglicherweise war ein Schädlingsbefall dafür verantwortlich, dass die Bäume dort sehr krumm gewachsen sind. Die riesigen Wanderdünen waren besonders beeindruckend. Man konnte sich gut vorstellen, wie diese früher ganze Dörfer unter sich begruben. In Nidden haben wir das Thomas-Mann-Haus besichtigt und uns mit litauischen Spezialitäten gestärkt. Bei der Rückfahrt haben wir die Vogelwarte in Rossitten besucht. Leider war gerade kein Vogel ins Netz gegangen, so dass wir die Registrierungsprozedur nur theoretisch erklärt bekamen. Am Dienstag waren wir nach dem Schulbesuch in Palmicken. Dort wird Bernstein abgebaut und verarbeitet. In einer kleinen Manufaktur konnten wir den Handwerkern über die Schulter schauen und einige Andenken erwerben. Das Holocaust-Mahnmal erinnert an den Todesmarsch von Palmnicken im Winter 1944/45, den nur einzelne Juden überlebten. Ein Stopp auf dem Soldatenfriedhof in Russkoje/Germau machte ein weiteres Mal deutlich, wie viele Opfer das nationalsozialistische Regime in der Region gefordert hatte. Bis heute prägt die Vergangenheit das Verhältnis zwischen Deutschen und Russen.
Die sehr zeitintensiven Grenzüberquerungen von Polen nach Russland bei der Hin- und Rückreise bzw. von Russland nach Litauen und zurück auf der Kurischen Nehrung machten sehr deutlich, welche Vorteile die EU hat. Um viele sehr positive Erfahrungen reicher kehrten wir nach Betzdorf zurück. Das Projektthema für das nächste Jahr und die Besuchstermine wurden bereits abgesprochen und so bleibt zu hoffen, dass 2018 wieder mehr Schülerinnen und Schüler am Austausch teilnehmen.
Jens Wöllner
Besuch in Kaliningrad vom 07.09. bis 14.09.18
In diesem Jahr konnten wir endlich wieder bis Kaliningrad fliegen, wenn auch mit einem Zwischenstopp in Warschau. Es haben auch so viele Schülerinnen und Schüler am Austausch teilgenommen, wie noch nie zuvor. Am Flughafen Kaliningrad wurden einige Schülerinnen und Schüler schon von ihren Gastgebern, die sie bereits in Betzdorf kennengelernt hatten, sehnsüchtig erwartet. Hier flossen bereits die ersten Tränen der Wiedersehensfreude – das beste Zeichen für den Erfolg des Schüleraustausches. Der Rest der Gruppe fuhr mit einen Bus zur Partnerschule, wo die übrigen Gastfamilien warteten. Den Abend und den nächsten Tag verbrachten die deutschen Schülerinnen und Schüler mit ihren Gastfamilien und erkundeten mit diesen die Stadt oder das Umland. Am Sonntag begannen wir mit der Projektarbeit und lernten die Kurische Nehrung als wichtige Brücke für Zugvögel über die Ostsee kennen. Den ersten Stopp machten wir an der Vogelwarte Rossitten, wo wir uns über deren Geschichte und die heutige Bedeutung informierten. Ein Ornithologe zeigte uns, wie die Vögel gefangen, beringt und registriert werden. Dabei wusste er einiges über die Zugvögel der Region zu berichten. Nach einer Mittagspause auf den Wanderdünen und in Nidden auf der litauischen Seite der Kurischen Nehrung ging es weiter zur Kormorankolonie. Leider waren die Vögel schon alle in den Süden geflogen, aber ihre Spuren waren an den abgestorbenen Bäumen noch deutlich zu sehen. Am Montag ging die Projektarbeit in der Schule weiter. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten die Erkenntnisse des vorherigen Tages auf und erstellten in Kleingruppen Plakate zu einigen wichtigen Vogelarten der Region: Storch, Kormoran, Fitis, Kohlmeise und Küstenseeschwalbe. Wegen einer Lehrerkonferenz fiel der Nachmittagsunterricht aus und so verbrachten die Schüler wieder Zeit mit ihren Gastfamilien. Am Dienstag wurde in der Schule weiter an der Gestaltung der Plakate gearbeitet. Am Nachmittag stand ein Besuch des Zoologischen Institutes der Kaliningrader Universität auf dem Programm, dem sich eine ornithologische Führung am Schlossteich entlang bis zum Oberteich anschloss. Hierbei erfuhren die Schülerinnen und Schüler, welche Vogelarten in der Stadt heimisch sind und dass sich einige an die besonderen Lebensbedingungen dort angepasst haben. Am Mittwochvormittag wurden weitere Plakate zu Johannes Thienemann als Gründer der Vogelwarte Rossitten, zur Stadt Zeitz als Wiege der Ornithologie, zu weiteren Vogelwarten in Europa, zur Bedeutung der Kurischen Nehrung für Zugvögel und zur Geschichte der Vogelwarte Rossitten angefertigt. Am Nachmittag sind wir nach Palmnicken/Jantarnyi gefahren, wo Gelegenheit bestand Bernstein zu kaufen. Außerdem haben wir uns das Holocaust-Mahnmal dort angesehen. Anschließend waren wir auf dem Soldatenfriedhof in Germau/Russkoje und zum Abschluss in Rauschen/Swedlogorsk. Am Donnerstag bestand endlich Gelegenheit, am Unterricht teilzunehmen. Die Projektergebnisse wurde in der Schule präsentiert und die Plakate aufgehangen. Mit einem gemeinsamen Abschlussessen endete das offizielle Programm. Am Freitag hatten wir noch Zeit, in die Innenstadt von Kaliningrad zu gehen und nach dem Mittagessen in der Schule ging es zurück zum Flughafen. In der Nacht zum Samstag sind wir müde, aber glücklich wieder in Betzdorf angekommen. Einige würde am liebsten direkt im nächsten Jahr wieder mitfahren. Projektthema und Termine wurden bereits abgesprochen. (Jens Wöllner)
Jens Wöllner
Besuch in Betzdorf vom 16.06. bis 23.06.2016
Unser diesjähriges Projektthema war „Bergbau in der Region Rhein-Sieg und in der Region Kaliningrad – Erstellen eines deutsch-russisch-englischen Fachwörterbuches“. Für beide Regionen spielte bzw. spielt der Bergbau eine große Rolle. Im Siegerland sind die Erzgruben seit mehr als 50 Jahren geschlossen, im Rheinland wird dagegen immer noch in großflächigen Tagebauen Braunkohle abgebaut und ebenso in der Region Kaliningrad der Bernstein. In der Bergmannssprache werden verschiedene Fachbegriffe benutzt, die im Fremdsprachenunterricht eher eine untergeordnete Rolle spielen. Daher wollten wir bei diesem Projekt ein deutsch-russisch-englisches Fachwörterbuch mit Begriffen aus dem Bereich „Bergbau“ zusammenstellen.
Nach der Anreise am Donnerstagnachmittag hatten Gäste und Gastfamilien erst einmal Gelegenheit sich näher kennenzulernen. Am Freitag nahmen die russischen Schülerinnen und Schüler dann am Unterricht ihrer Gastgeber teil und gewannen so erste Einblicke in das deutsche Schulsystem. Da die russischen Gäste gut Deutsch oder Englisch sprechen, war die Verständigung kein Problem. Am Samstag begann dann die Projektarbeit mit einer Exkursion in das nahegelegene Besucherbergwerk Bindweide. Mit Regenjacke und Schutzhelm ausgestattet fuhren deutsche und russische Schülerinnen und Schüler mit der Bergbahn in die ehemalige Erzgrube ein. Auf dem dann folgenden gut einen Kilometer langen unterirdischen Rundweg erfuhr die Gruppe viel über das Leben und die Arbeit unter Tage. Die Teilnehmer konnten selbst Maschinen, z. B. eine Bohrmaschine, ausprobieren und erhielten so einen guten Eindruck von den harten Arbeitsbedingungen der Bergleute. Ein ehemaliger Bergmann erklärte die verschiedenen Arbeitsschritte, wies auf die vielfältigen Gefahren im Bergbau hin, erläuterte Sicherungsmaßnahmen und zeigte verschiedene Arten erzhaltiger Mineralien. Bei dieser Führung lernten die deutschen und russischen Schülerinnen und Schüler eine Vielzahl von Fachbegriffen kennen, die für die russischen Gäste meistens übersetzt werden mussten. Im Anschluss an die Besichtigung bestieg die Gruppe einen nahegelegenen Förderturm und genoss die weite Sicht über den Westerwald bis zum Siebengebirge. Zum Glück regnete es in diesem Moment gerade nicht.
Den Samstagnachmittag und Sonntag verbrachten die Gäste mit ihren Gastfamilien und hatten dabei Gelegenheit, den Alltag in Deutschland und die Gegend besser kennenzulernen.
Bei der am Montag in der Schule folgenden mehrstündigen Projektarbeit sammelten die Schülerinnen und Schüler zunächst Begriffe, die mit dem Bergbau zu tun haben. Dabei kamen etwa 70 Wörter zusammen, die dann mit Hilfe verschiedener Wörterbücher und der beteiligten Lehrkräfte in die drei Sprachen übersetzt wurden. Hierbei musste besonders darauf geachtet werden, dass einige Begriffe in den unterschiedlichen Sprachen verschiedene Bedeutungen haben und man dann die richtige herausfinden musste. Als dann alle Begriffe dreisprachig vorlagen, wurden sie alphabetisch einmal deutsch, einmal russisch und einmal englisch sortiert, damit das Wörterbuch auch in allen drei Sprachen genutzt werden kann. Am Nachmittag fand die offizielle Begrüßung der Gäste in der Schule statt. Wie in jedem Jahr haben die Gastfamilien hierzu wieder zahlreiche Kuchen gebacken.
Am Dienstag sind wir zum Aussichtspunkt „Terra nova“ beim Braunkohletagebau Hambach/Elsdorf gefahren. Leider war es nicht möglich, eine Führung zu bekommen, da die RWE diese nur für heimische Schüler anbietet. Trotzdem konnten wir uns von diesem Aussichtspunkt aus einen guten Eindruck über die Größe des Tagebaus und die damit verbundene Zerstörung von Natur- und Kulturflächen verschaffen. In diesem Zusammenhang haben wir auch über Umsiedelungen und Rekultivierungsmaßnahmen gesprochen. Anschließend hatten alle Teilnehmer Gelegenheit, den Kölner Dom und die Innenstadt zu erkunden.
Am Mittwoch haben wir in der Schule noch einzelne Begriffe zum Wörterbuch ergänzt und dann versucht, möglichst viele zu illustrieren. So ist zusätzlich zum tabellarischen Wörterbuch eine PowerPoint-Präsentation entstanden. Parallel dazu haben sich einzelne Schülerinnen mit der Gestaltung des DVD-Covers beschäftigt. Die DVDs wurden noch nicht gebrannt, da das Wörterbuch beim Treffen in Kaliningrad weiter ergänzt werden soll. Nun war auch schon die Zeit des Abschieds gekommen. Beim gemeinsamen Pizzaessen am letzten Abend informierten die russischen Lehrkräfte über das Programm, das uns beim Besuch in Kaliningrad im September erwartet. Der Abschied am nächsten Morgen viel allen schwer und wir freuen uns schon auf den baldigen Gegenbesuch nach den Sommerferien.
Jens Wöllner
Besuch in Betzdorf vom 22.06. bis 29.06.17
Unser diesjähriges Projektthema war „Alltag in Deutschland und Russland – ein Vergleich“. Beim Besuch in Deutschland sollten die russischen Gäste das Schul- und Alltagsleben im Westerwald heute und vor etwa 100 Jahren kennenlernen und mit ihrer eigenen Lebenswelt vergleichen. Um die Lebenswelt vor 100 Jahren kennenzulernen, betrachteten und analysierten die Schülerinnen und Schüler Fotos des heimischen Fotografen August Sander und von E. O. Hoppé. Im Landschaftsmuseum Hachenburg wurde das Alltagsleben zusätzlich veranschaulicht. Das Schulleben lernten die Schülerinnen und Schüler bei Unterrichtshospitationen und im Gespräch mit ihren Gastgebern kennen.
Nach der Anreise am Donnerstagnachmittag hatten Gäste und Gastfamilien erst einmal Gelegenheit sich näher kennenzulernen. Am Freitag nahmen die russischen Schülerinnen und Schüler dann am Unterricht ihrer Gastgeber teil und gewannen so erste Einblicke in das deutsche Schulsystem. Da die russischen Gäste sehr gut Deutsch sprechen, war die Verständigung kein Problem. In zwei Projektstunden betrachteten und analysierten deutsche und russische Schülerinnen und Schüler Alltagsfotos des heimischen Photographen August Sander und machten Parallelfotos aus heutiger Sicht. Am Nachmittag fand die offizielle Begrüßung der Gäste in der Schule statt. Wie in jedem Jahr haben die Gastfamilien hierzu wieder zahlreiche Kuchen gebacken.
Am Samstag fand eine Exkursion nach Köln statt. Zunächst bestiegen deutsche und russische Schülerinnen und Schüler einen Turm des Kölner Doms und verschafften sich einen Überblick über die Stadt. In der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur bekam die Gruppe im Anschluss einige Informationen zu Industriefotographien von E. O. Hoppé und August Sander vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Hierbei wurde deutlich, wie stark der Alltag der Menschen vor etwa 100 Jahren von der Industrie geprägt war. Viele Fotos der Ausstellung stammten aus dem Siegerland und zeigten dort die eisenverarbeitende Industrie.
Den Sonntag verbrachten die Gäste mit ihren Gastfamilien und hatten dabei Gelegenheit, den Alltag in Deutschland und die Gegend besser kennenzulernen. Am Montag nahmen die russischen Gäste den ganzen Tag am Unterricht der deutschen Gastgeber teil und vertieften ihre Kenntnisse zum deutschen Schulsystem. Außerdem hatten sie dabei eine gute Gelegenheit, ihre deutschen Sprachkenntnisse anzuwenden und zu verbessern.
Am Dienstag tauschten sich deutsche und russische Schülerinnen und Schüler in zwei Projektstunden über ihre Schulsysteme aus und verfassten gemeinsam entsprechende Aufsätze. Am Nachmittag fand eine Exkursion nach Hachenburg statt. Dort besichtigte die Gruppe das Landschaftsmuseum Westerwald und erfuhr bei einer Führung einiges über den Alltag der Menschen im Westerwald vor 100 bis 200 Jahren.
Am Mittwoch haben wir zunächst weiter an den Parallelfotos zu August Sander gearbeitet und Leporellos gebastelt. So kann man Original- und Parallelfoto sehr schön vergleichen. Da die russischen Schülerinnen und Schüler nun schon einige Erfahrungen mit ihren Gastfamilien gemacht hatten, tauschten sich dann deutsche und russische Schüler über das Alltagsleben in Deutschland und Russland aus und verfassten entsprechende Aufsätze. Beim gemeinsamen Pizzaessen am letzten Abend wurde deutlich, dass die Kontakte zwischen Deutschen und Russen schon sehr gut waren und der Abschied schwerfallen würde. So war es dann auch am nächsten Morgen, aber nun freuen sich alle auf die Sommerferien, die die russischen Schülerinnen und Schüler schon seit Anfang Juni genießen.
Jens Wöllner
Besuch in Betzdorf vom 14.06. bis 21.06.18
Unser diesjähriges Projektthema hieß „Die ökologische Bedeutung von Greif- und Zugvögeln“. Beim Besuch der Gäste unserer russischen Partnerschule in Betzdorf lag der Schwerpunkt bei den Greifvögeln. Hier war Studienrat Thomas Kühn, der auch Falkner ist, maßgeblich für die Projektarbeit verantwortlich. Dabei wurde er von der Falknerei-AG der Schule unterstützt. Nach der erheblich verspäteten Ankunft am Donnerstagabend ging es am Freitag direkt mit der Projektarbeit los. Nach einem kurzen Einführungsvortrag zur Geschichte und ökologischen Bedeutung der Falknerei beschäftigten sich deutsch-russische Kleingruppen mit jeweils einer Greifvogelart, zu der sie mit Hilfe des Internets Informationen zu Verbreitung, Aussehen, Flug- und Jagdverhalten sammelten und auf Plakaten visualisierten. Anschließend stellten die Gruppen ihre Greifvogelart vor und suchten nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden der verschiedenen Greifvögel. Am Nachmittag fand die offizielle Begrüßung durch die Schulleitung statt, zu der die Gastfamilien wie immer reichlich Kuchen und Getränke mitgebracht hatten. Am Samstag sind wir nach Bonn gefahren und haben dort im Museum König eine Führung zum Thema „Greif- und Zugvögel“ bekommen. Dabei wurden neben heimischen Greif- und Zugvogelarten auch einige Exoten wie die Harpyie, der Sekretär oder der Kondor vorgestellt. Im Anschluss hatten deutsche und russische Schüler Gelegenheit, die ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik zu erkunden. Den Sonntag verbrachen die russischen Schülerinnen und Schüler mit ihren Gastfamilien und lernten dabei die nähere Umgebung sowie die Kultur und Lebensweise ihrer Gastgeber kennen. Nach der Teilnahme am Unterricht am Montag ging es am Nachmittag um die ökologische Bedeutung der Greifvögel und deren Schutz. Dabei wurden Fragen diskutiert, z. B. ob man auch im Sommer Vögel füttern sollte oder warum der Bau von Nistkästen für das Überleben von Greifvögeln wichtig ist. Außerdem wurden Nistkästen gebaut. Am Dienstag stand die Exkursion zum Wild- und Freizeitpark Klotten/Cochem auf dem Programm. Dort haben wir die Greifvogelvorführung besucht. Es wurden verschiedene Greifvogelarten wie Eule, Geier, Falke und Adler vorgeführt. Außerdem gab es Informationen zu den Aufgaben eines Falkners und zum Jagdverhalten der verschiedenen Vogelarten. Dank des persönlichen Kontaktes von Herrn Kühn zum Falkner konnten wir im Anschluss noch einige Fragen stellen. Der Falkner erklärte zum Beispiel, wie lange es dauert, bis ein Greifvogel eingesetzt werden kann, oder welche Bedeutung die Aufnahme der Falknerei als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe für ihn und die Falknerei generell bedeutet. Einige Schüler waren so begeistert, dass sie die Vorführung am Nachmittag nochmals besuchten. Am Mittwoch haben die russischen Gäste wieder am Unterricht teilgenommen. Am Mittag wurden die Arbeitsergebnisse der Projektarbeit in der Pausenhalle der Schule präsentiert. In der folgenden Abschlussbesprechung wurde die ökologische Bedeutung von Greifvögeln diskutiert und deutlich gemacht, dass die Falknerei eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des ökologischen Gleichgewichtes spielt. Außerdem wurde das neu erworbene Wissen abgefragt. Beim Abschlussabend mit Pizza zeigten sich alle Beteiligten sehr zufrieden mit dem Verlauf des Schüleraustausches und bedauerten, dass dieser so schnell vorbeiging. Alle freuen sich schon auf unsere Fahrt nach Kaliningrad im September. Dort werden dann die Zugvögel im Mittelpunkt der Projektarbeit stehen.
Jens Wöllner