Das Fach Sozialkunde wird – gemäß den landesweiten Vorgaben des MBWWK – in der Sekundarstufe I ab der Klasse 8 einstündig und in den Klassestufen 9 und 10 jeweils zweistündig unterrichtet.
In der Oberstufe (MSS) umfasst das Fach im Leistungskurs vier, im Grundkurs zwei Unterrichtsstunden pro Woche. Um den Inhaltsschwerpunkt „Politische Ordnung der BRD“ des Leistungskurses in der Jahrgangsstufe 12 näher zu beleuchten, ist eine rd. dreitägige Fahrt nach Berlin verbindlicher Teil des Kursprofils.
Zentrale Zielsetzung
„Sozialkundeunterricht soll einen wesentlichen Beitrag leisten, um Schülerinnen und Schüler zu befähigen, als mündige Bürger in unserer Demokratie Verantwortung zu übernehmen und sich in Politik und Gesellschaft zu engagieren […]. Die Lernfelder des Faches Sozialkunde sind daher vom Leitgedanken der Partizipation getragen.
Partizipation kann im schulischen Umfeld in vielfältiger Weise von den Schülerinnen und Schülern erprobt und erfahren werden – simulativ und auch im Realraum. Dabei ist der Begriff der Partizipation in der Politischen Bildung weit zu fassen. Er reicht in der Schule vom kompetenten Umgang mit Informationen und deren Quellen bis hin zum aktiven Engagement von Schülerinnen und Schülern für oder gegen ein Vorhaben. An dieser Zielsetzung orientieren sich die im Unterricht anzustrebenden Kompetenzen: Fachkompetenzen, Kommunikations-, Methoden- und Urteilskompetenzen.“ […]
1. FACHSPEZIFISCHE VORBEMERKUNGEN
1.1 Welchen Stellenwert hat Sozialkunde im gesellschaftswissenschaftlichen Fächerverbund?
Das Fach Sozialkunde setzt den im Fach Erdkunde und im Fach Geschichte begonnenen Prozess der Politischen Bildung – je nach Schulart – in unterschiedlichen Klassenstufen fort und vertieft die Politische Bildung durch Fokussierung politischer Fragestellungen.
1.2 Welche besondere Zielsetzung verfolgt das Fach Sozialkunde?
Sozialkundeunterricht soll einen wesentlichen Beitrag leisten, um Schülerinnen und Schüler zu befähigen, als mündige Bürger in unserer Demokratie Verantwortung zu übernehmen und sich in Politik und Gesellschaft zu engagieren (vgl. auch Demokratiekompetenz in der Gesamtkonzeption des Lehrplans für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer, S. 5f). Die Lernfelder des Faches Sozialkunde sind daher vom Leitgedanken der Partizipation getragen.
Partizipation kann im schulischen Umfeld in vielfältiger Weise von den Schülerinnen und Schülern erprobt und erfahren werden - simulativ und auch im Realraum. Dabei ist der Begriff der Partizipation in der Politischen Bildung weit zu fassen. Er reicht in der Schule vom kompetenten Umgang mit Informationen und deren Quellen bis hin zum aktiven Engagement von Schülerinnen und Schülern für oder gegen ein Vorhaben.
An dieser Zielsetzung orientieren sich die im Unterricht anzustrebenden Kompetenzen: Fachkompetenzen, Kommunikations-, Methoden-und Urteilskompetenzen.
Grundlagen dieser Kompetenzen sind bereits in den Fächern Erdkunde und Geschichte (siehe Fach-Lehrplan Erdkunde und Fachlehrplan Geschichte) angebahnt; das Fach Sozialkunde knüpft an diesen Grundlagen an und führt sie weiter. […]
1.3 Wie konkretisiert sich der Leitgedanke der Partizipation in den Lernfeldern?
Lernfeld 1 „Demokratie im Erfahrungsbereich der Jugendlichen“ hat nicht nur einen einführenden und motivierenden, sondern auch einen wegweisenden Charakter. Es verknüpft den Leitgedanken der Partizipation mit unmittelbaren Erfahrungsbereichen von Jugendlichen: Schule und Gemeinde.
Die Schülerinnen und Schüler erkennen anhand dieses Einstiegsthemas, dass Politik sie betrifft und suchen nach ihrem Standpunkt als Individuum in der Gesellschaft. Sie erfahren Mitwirkungsmöglichkeiten und werden motiviert, sich mit politischen Sachverhalten handelnd und urteilend auseinanderzusetzen (vgl. auch Orientierungskompetenz in der Gesamtkonzeption des Lehrplans für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer, S. 5f).
Lernfeld 2 „Familie in Gesellschaft und Staat“ thematisiert die Integration des Jugendlichen in die Gesellschaft – als Grundvoraussetzung von Partizipation – und beleuchtet politisch kontroverse Fragestellungen im Beziehungsfeld von Familie und Staat.
Lernfeld 3 „Leben in der Mediengesellschaft“: Medien eröffnen wichtige Möglichkeiten der Partizipation sowohl im gesellschaftlichen als auch im politischen Leben. Im Leben der Jugendlichen besitzen Medien – insbesondere das Internet – eine überaus hohe Bedeutung. Daher leitet das Lernfeld zum kritischen Umgang mit Medien an und leistet damit seinen fachspezifischen Beitrag zur Medienerziehung.
Lernfeld 4 "Wirtschaft": Eine verantwortungsbewusste Partizipation als Konsumenten auf globalen Märkten und als Wirtschaftssubjekte in einer Arbeitswelt mit sozialen und ökologischen Standards wird durch dieses Lernfeld angebahnt […].
Lernfeld 5 „Die politische Ordnung der Bundesrepublik Deutschland“: Unsere Demokratie braucht den politisch
interessierten und engagierten Bürger, der seine vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten kennt und auch bereit ist, diese zu
nutzen. Um politische Urteils‐ und Handlungskompetenzen zu entwickeln, sind grundlegende Kenntnisse zu den
Verfassungsorganen unerlässlich.
Das Lernfeld 6 „Recht und Rechtsprechung“ verdeutlicht dem Jugendlichen, dass nicht nur der
Staat, sondern jeder Einzelne an eine Rechtsordnung – fundiert durch das Grundgesetz – gebunden
ist. Diese eröffnet Möglichkeiten, setzt dem
Handelnden aber auch Grenzen. […]
Lernfeld 7 „Politik in der Europäischen Union“ macht die Komplexität europäischer Entscheidungsprozesse für Jugendliche in Ansätzen begreifbar. Auf dieser Grundlage werden für Jugendliche Mitwirkungsmöglichkeiten auf europäischer Ebene
deutlich und attraktiv. […]
Der Sozialkundeunterricht mündet in den großen Fragestellungen und Herausforderungen internationaler Beziehungen. Die Schülerinnen und Schüler bewerten im Lernfeld 8 „Frieden und Sicherheit“ Gestaltungsmöglichkeiten zu einer friedlicheren und gerechteren Welt. […]
Die gewachsene Bedeutung der Medien im Leben Jugendlicher und in einer Demokratie untersucht das Lernfeld 3 „Leben in der Mediengesellschaft“. Medien eröffnen wichtige Möglichkeiten der Partizipation sowohl im gesellschaftlichen als auch im politischen Leben. Im Leben der Jugendlichen besitzen Medien – insbesondere das Internet – eine überaus hohe Bedeutung. Daher leitet das Lernfeld zum kritischen Umgang mit Medien an und leistet damit seinen fachspezifischen Beitrag zur Medienerziehung.
Der großen Bedeutung ökonomischer Kenntnisse trägt die Ausstattung des Lernfeldes 4 „Wirtschaft“ mit einem höheren Stundenansatz Rechnung. Eine verantwortungsbewusste Partizipation als Konsumenten auf globalen Märkten und als Wirtschaftssubjekte in einer Arbeitswelt mit sozialen und ökologischen Standards wird durch dieses Lernfeld angebahnt (vgl. auch Gestaltungskompetenz in der Gesamtkonzeption des Lehrplans für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer, S. 5f).
Das Ziel der Partizipation verdichtet sich in der Auseinandersetzung mit dem Lernfeld 5 „Die politische Ordnung der Bundesrepublik Deutschland“. Unsere Demokratie braucht den politisch interessierten und engagierten Bürger, der seine vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten kennt und auch bereit ist, diese zu nutzen. Um politische Urteils‐ und Handlungskompetenzen zu entwickeln, sind grundlegende Kenntnisse zu den Verfassungsorganen unerlässlich.
2. Fachdidaktische Prinzipien
Auswahl und Zuschnitt der insgesamt acht Lernfelder des Faches Sozialkunde dieses Lehrplans sind in besonderem Maße geprägt durch folgende didaktische Prinzipien:
1. Schülerorientierung: Unterricht knüpft am Lebens- und Erfahrungsbereich der Schülerinnen und Schüler an und spannt den Bogen von ihrem persönlichen Umfeld (Familie, Schule, Gemeinde) zu ihnen vermeintlich weiter entfernten Kontexten (Politik auf nationaler und internationaler Ebene).
2. Problemorientierung: Ausgehend von politischen Problemstellungen erwerben die Schülerinnen und Schüler solides Basiswissen und werden zur begründeten Urteilsbildung angeleitet. Den Orientierungsrahmen bilden dabei die Werte der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Die Leitfragen der jeweiligen Lernfelder bringen diese Zielsetzung zum Ausdruck und helfen bei der Umsetzung im Unterricht.
3. Handlungsorientierung: Der spezifische Beitrag des Faches Sozialkunde innerhalb des komplexen und vielfältigen Kompetenzerwerbs fällt der Handlungsorientierung zu. Die Lernfelder eröffnen den Schülerinnen und Schülern Chancen, Handlungsoptionen zu erkennen. Dort, wo sich Möglichkeiten der Partizipation und Gestaltung bieten, müssen Schülerinnen und Schüler die Chance haben, diese wahrzunehmen. Dabei geht es um den Aufbau von Haltungen gegenüber Problemen und Problem-Lösungen und um die Bereitschaft, Verantwortung für sich selbst, seine Mitmenschen und seine Umwelt zu übernehmen.
Didaktische Prinzipien wie Konfliktorientierung (z. B. realer Konflikt im Nahraum), Zukunftsorientierung (z. B. Prinzip der Nachhaltigkeit, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)), Wissenschaftsorientierung (z. B. Informationsrecherche) und das Fallprinzip (z. B. Prozess der Gesetzgebung) prägen ebenfalls den didaktischen Zuschnitt der Lernfelder.
Quelle: MfBWW (2016): Lehrplan für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer Erdkunde, Geschichte, Sozialkunde.