Verabschiedung von Schulpfarrer Haßler vor den Weihnachtsferien: Musikalische Adventsandacht
Ab November 2019 arbeitet Pfarrer Martin Haßler als Gemeindepfarrer in Neuwied. In der musikalischen Adventsandacht am Freitag, den 20. Dezember um 8:15 Uhr wird er durch den Evangelischen Kirchenkreis verabschiedet. Diese ökumenische Feier findet in der Evangelischen Kreuzkirche in Betzdorf statt. Der reguläre Unterricht beginnt an diesem Freitag erst zur dritten Stunde.
Im Anschluss können sich Schülerinnen, Schüler und Eltern noch persönlich von Herrn Haßler verabschieden: Zwischen 9:30 Uhr und 11:30 Uhr soll dazu in einem Raum in unserer Schule Gelegenheit sein. Der Raum wird auf dem Vertretungsplan bekannt gegeben.
Die musikalische Adventsandacht in der Kirche schließt wie jedes Jahr das Adventssingen am Freiherr-vom-Stein Gymnasium ab: Es findet an den Freitagen zuvor, am 6. und 13. Dezember jeweils um 7:40 Uhr im großen Musiksaal statt. Herzliche Einladung!
Im Namen der Fachbereiche evangelische und katholische Religion sagen wir Martin Haßler ein herzliches Dankeschön für seine sehr wertvolle und außergewöhnlich engagierte Arbeit als Schulpfarrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und wünschen ihm für den beruflichen Neuanfang Gottes reichen Segen! (Christine Müller FB ev. Religion und Peter Härtling FB kath. Religion).
ABITUR Gottesdienst 2019
„Abiana Jones, Die Jagd nach den verlorenen Punkten.“
Der Tag der Entlassfeier wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kreuzkirche eröffnet. Ein Team aus Abiturienten und Abiturientinnen hat diese Feier über Wochen zusammen mit Frau Müller, Herrn Härtling und Herrn Haßler vorbereitet und mitgestaltet. Allen Musikerinnen, Schauspielern und Texterinnen und Technikern sei herzlich gedankt!
Die Kollekte für das Kinderhospiz „Balthasar“ in Olpe ergab 853,33 Euro. Allen Spendern herzlichen Dank!
Predigt im Abiturgottesdienst (Text: Psalm 121)
[gepfiffen:] „Hänschen klein, ging allein in die weite Welt hinein … [gesungen:] aber Mutter weinet sehr, hat ja nun kein Hänschen mehr. Da besinnt sich das Kind, läuft nach Haus geschwind.“
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, liebe Eltern, Kolleginnen und Kollegen, Verwandte und Freunde, liebe Festgemeinde!
Das kleine Hänschen ist dem Blick der Eltern kurz entwischt, kehrt aber nach einem kurzen Ausflug zurück nach Hause. Die glückliche Mama schließt ihr Kind in die Arme: Hänschen weiß jetzt, wo es hingehört: Nicht hinaus in die Welt, sondern an den Küchentisch! Gibt es einen größeren Gegensatz als den zwischen dem Kinderlied und Indiana Jones? Hören wir auf die Musik: Dort strahlt das martialische Thema der Filmmusik von John Williams, hier klingt das Kinderlied wie das ängstliche Pfeifen im Wald.
Klar, mit Klein-Hänschen, habt Ihr nach 13 Jahren Schule nicht mehr viel zu tun – auch wenn sich Eure Eltern heute vielleicht an manche Sorgentage und -nächte Eurer Kinderzeit erinnern. Aber wie steht es mit „Indy“, wie seine Freunde den Professor für Archäologie nennen? Der Kino-Held Indiana Jones steht so ziemlich für alles, was seriöse, wissenschaftliche Archäologie nicht ausmacht: Indy ignoriert jedes Risiko, er ist tollkühn und sprunghaft. Ohne sich um Regeln zu scheren, bricht er auf in die Weltgeschichte, erobert Film-Blondinen mit Machosprüchen im Sturm und rettet nebenbei noch die Welt.
Seid Ihr das? Wollt Ihr das sein? Findet Ihr Euch wieder in diesem Kinohelden? Oder ging es nur um ein lustiges Abitur-Motto? War es das Dschungelmotiv, das euch gereizt hat und deswegen das Cover der AbiZeitung ziert? Schule als Dschungel, das Leben, ein Dschungel? Dieses Motiv überlasse es gerne anderen…
In der Vorbereitung für unseren Gottesdienst kam uns eher die Figur von Abiana in den Sinn: Abiana Jones. Eine Gestalt, die vermutlich authentischer ist, als die Figur aus einem staubigen 80erJahre-Film. Abiana hat das Abitur in der Tasche. Und jetzt steht sie oder steht er an einem ganz entscheidenden Punkt des eigenen Lebenswegs. Der Blick geht heute noch einmal zurück, sucht Orientierung im Jetzt und blickt dann noch vorn, in die Zukunft. Und so geht es vermutlich vielen von Euch heute Morgen.
Der Blick zurück: Da ist manches in Erinnerung, was euch heute an diesen Punkt geführt hat: Menschen vor allem, die Eltern, die Geschwister, vielleicht auch Nachbarn, Großeltern, die Freundinnen und Freunde. Ohne sie hättet ihr Euch nicht so entwickeln können, wie ihr geworden seid. Manchen Weg haben sie für Euch bereitet oder begleitet. Und manchen Weg schlägt ein junger Mensch vor allem deshalb ein, weil er sich von den Ideen und Wünschen der Eltern oder vom Weg der Geschwister radikal unterscheidet. Solche Wege werden erkämpft. Es ist manchmal nicht einfach, den eigenen Weg zu gehen, weil der Trampelpfad der anderen viel bequemer scheint. Und Eltern stehen innerlich manchmal kopfschüttelnd vor dem, was sich die Tochter oder der Sohn da wieder in den Kopf gesetzt hat. Andere wissen lange gar nicht, wohin es überhaupt gehen soll. Und ob man los gehen soll. Warum? Wozu? Was bringt das?
Solche Fragen kommen nicht nur dann auf, wenn man es sich im Schülerleben gerade sehr bequem gemacht hat, mit Arbeit im Supermarkt, im Freundeskreis oder vor dem Computer – und möglichst wenig Aufwand in der Schule. Diese Fragen: Warum? Wozu? Was soll das alles? Die drängen sich auch dann auf, wenn es zu Abbrüchen und Enttäuschungen kommt: Wenn Eltern sich trennen. Wenn man beleidigt wird. Wenn Dich eine schwere Krankheit plagt. Wenn der Lehrer dich nicht versteht. Wenn die Freundin sagt: „Wir sollten Schluss machen.“ Wenn Du nicht ernst genommen wirst. Wenn ein Mensch aus dem Leben gerissen wird…
Manches davon haben einzelne von euch erleben und bewältigen müssen. Manches davon auch alle gemeinsam.
Es war einer der schwersten Momente der Schulzeit, als wir vor zwei Jahren euren Mitschüler L. […] betrauert mussten. Warum? Wozu? Was hat das gebracht? Diese Fragen haben wir uns alle gestellt. Manchen ist es leichtgefallen, damit klar zu kommen und das ist gut so. Anderen ist das sehr schwergefallen. Viele denken heute an L. Auch Eure Abiturzeitung widmet seinem Andenken zwei ganze Seiten. Manche erinnern sich heute auch an andere Menschen, die sie hier so gerne dabeigehabt hätten. Und für sie alle brennen auch die Kerzen an diesem Weltleuchter hier im Altarraum. Manche erinnern sich an Momente des persönlichen Zorns und der persönlichen Sinnlosigkeit.
Abiana Jones 2019, der hat / die hat schon viel erlebt. Sie hat / er hat viel erreicht. Du weißt auch davon zu erzählen, wie kostbar das Leben ist und wie schnell es vorbei sein kann. Man kann darüber zum Zyniker werden. Oder dankbar werden. Dankbar für die Menschen, die für Dich da waren. Und für die, die heute mit Dir da sind. Dankbar für jeden Tag. Für Deinen Körper und Deinen Verstand. Für Deine besonderen Fähigkeiten und Interessen. Dankbar für ein Land, in dem sich jeder seine Meinung bilden und auch sagen darf. Dankbar für einen Rechtsstaat, der das Recht und die Würde aller Menschen schützen will. Dankbar sogar für unsere Schule, weil sie manchmal ein Ort war, um Dich selbst besser zu verstehen. Wo wir miteinander lernen, Lehrkräfte und Schüler, aufeinander zu achten. Uns selbst zu achten und uns als Gruppe zu achten und wertzuschätzen, obwohl wir manchmal verschieden glauben, lieben und denken. Kostbare Momente sind das. Ich wünschte, es wären mehr! Sie gehören alle hier in die Schatztruhe von Abiana Jones.
Jetzt steht Abiana Jones da und hat in drei Stunden wirklich das Abschlusszeugnis in der Tasche. Jetzt steht er oder sie an der Schwelle des elterlichen Zuhauses und fragt sich, was kommt. Genau da gehört unser Psalm 121 hin, den wir im Vorbereitungsteam ausgesucht haben. Psalmen. Was war da noch? Leon, Moritz, Chiara, Lisa, Konrad, Janne, Jessica, Marvin und Niklas und viele andere, die ich seit der 5. Klasse begleiten durfte, werden sich jetzt vielleicht dunkel an meinen mantra-artigen Satz erinnern: „Psalmen sind Lieder, deren Melodie leider verloren gegangen sind.“ Wir wissen leider nicht, ob es ein martialischer Sound ist, der zu Psalm 121 gedröhnt hat oder eher eine dünne „Hänschen klein“ - Melodie. Aber wir kennen den Anlass für dieses Lied: Da zieht einer los. Von zu Hause los. Und er fragt laut: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von woher kommt mir Hilfe?“
Euer Lebensweg führt Euch heute noch einmal zusammen. Aber dann geht es in alle Richtungen. Wie hier auf der Schatzkarte. Auf verschiedenen Wegen geht es weiter. Da ist eine Menge Mut und Freude dabei. Und zugleich eine Menge an Ungewissheit: Finde ich die Ausbildung oder das Studium, das zu meinen Interessen und Fähigkeiten passt? Finde ich einen Platz an dem ich gebraucht und nicht nur benutzt werde? Wird es einen Menschen geben, der trotz meiner ganzen Macken und Fragen meinen Lebensweg voller Liebe teilen will? Werde ich den Mut finden, meinen Verstand zu gebrauchen, anstatt dumpfes Unbehagen vor mir herzutragen? Werde ich mich überwinden, auf mein Herz und den Mitmenschen zu hören und nicht nur auf mein Image zu achten? Bringe ich die Ernsthaftigkeit auf, meine Verantwortung für diese Welt, für Gottes Schöpfung und alle seine Geschöpfe wahrzunehmen?
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen … Da seufzt einer, der jetzt losgehen muss. Die hohen Berge, das könnten Eure Gedankenberge sein, die sich vor Euch auftun. Wie ein Gebirge an Zielen, Hoffnungen, unverhoffter Herausforderungen und Sorgen, die erreicht oder bewältigt werden wollen.
Und dann findet sich angesichts dieser Berge eine Antwort in diesem Psalm. Diese Antwort wurde dem Fragesteller nicht nur zugesprochen, sondern auch vorgesungen. Psalmen sind Lieder: So wie Mama oder Papa Dir früher vielleicht ein Lied vorgesungen haben und wie Ihr es vielleicht in 5, 10 oder 15 Jahren Euren eigenen Kindern vorsingen werdet: „Hab keine Angst! Gott ist bei Dir. Heute und immer.“
Der Psalm schenkt Dir damit keinen billigen Trost, etwa: „Mit Gott kann Dir nichts passieren.“ Im Gegenteil. Er weiß genau, da draußen gibt es vieles, was dich bedrohen kann. Du kannst krank werden. Verlust und Enttäuschung können auch weiterhin Teil Deines Lebens sein. Auch Gewalt kann über uns hereinbrechen, sei es die entfesselte Naturgewalt oder die Tat von hasserfüllten Menschen, so wie letzten Freitag in Neuseeland, als fromme und friedliche Muslime in ihrem Gotteshaus brutal hingerichtet wurden.
Wir haben in der Vorbereitung diskutiert, wie dann das Versprechen in diesem Psalm gemeint sein soll, wenn es nicht nur um einen frommen Wunsch gehen soll. Oder um Autosuggestion.
Viele Schülerinnen und Schüler haben in unseren Gesprächen auf ihre eigene Erfahrung verwiesen. Gottes versprochene Hilfe stellt sich meistens nicht direkt ein, wie ein Kino-Held, der sich an einer Liane mitten in Dein Leben hineinschwingt. Aber später, im Laufe oder nach einer schwierigen Situation, stellt sich bei vielen von uns die Erfahrung, manchmal auch die Gewissheit ein: Ja, Gott, da hast Du mich behütet. Da war ich nicht allein. Da hast Du mich geleitet. Da hast Du mir die richtigen Menschen zur Seite gestellt. Da hast Du mir den richtigen Gedanken geschenkt, mir Verstand und Verantwortung verschafft. Da hat jemand in Deinem Auftrag meine Angst und meine Unsicherheit gesehen und mir Freiheit geschenkt und einen sicheren Grund, auf dem ich stehen und weitergehen kann. Danke!
Abiana Jones! Du bist erwachsen und kein „Hänschen klein“. Du weißt viel mehr vom Leben als dieser Indiana Jones: Das Leben ist kostbar, bedroht und wunderbar.
Dein Leben mit Dankbarkeit und Vertrauen anzugehen, ist vielleicht der beste Kompass und der größte Schatz, den man haben kann. Egal, für welche Wege Du Dich entscheiden wirst.
Gott, der uns in Jesus Christus zum Bruder geworden ist, behütet Dich dabei – jetzt, wenn Du losgehst, wenn Du unterwegs bist und wenn Du ankommst - an Deinem Lebensziel. Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der halte unseren Verstand wach und unsere Hoffnung groß und stärke unsere Liebe. Amen.
Martin Haßler, Schulpfarrer
Musikalische Adventsandacht 2016
Rund fünfhundert Schülerinnen und Schüler des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums und der Bertha-von-Suttner Realschule plus folgten der Einladung zur ersten, gemeinsamen musikalischen Adventsandacht in die katholische Kirche St. Ignatius am letzten Schultag des Jahres.
Vorbereitet war die Andacht von Schülerinnen und Schülern beider Schulen, sowie von ihren Lehrkräften Simone Becker, Pastoralreferent Peter Härtling und Pfarrer Martin Haßler.
Licht werden in dieser dunklen Zeit und sich vorbereiten auf das Licht, das in Jesus Christus kommt - das war das zentrale Thema dieser Andacht.
Musikalisch gestaltet wurde die Feier von Antonia Buchal (Violine), sowie Anna Culmann und Christian Seiffarth (Piano).
Peter Härtling