Exkursion in die JVA Siegburg
Am 27. Oktober 2021 besuchten die Schüler/innen des LK Katholische Religion (13 KR) von Herrn Härtling in Begleitung von Frau Petkewitz die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Siegburg.
Dieser Besuch sollte das im Unterricht besprochene Thema „Gefängnis-seelsorge“ vertiefen und den Schüler/innen einen informativen Einblick in den Alltag und die Arbeit in einem Gefängnis ermöglichen. Hier folgt der Bericht von Samira Maria Utsch (13 KR):
Hinter uns schlossen sich die Gitter, alle Handys waren abgegeben und nun standen wir da, begleitet von gemischten Gefühlen, wobei ich glaube, dass bei allen die Neugier deutlich überwog. Was wird uns wohl erwarten und mit welcher Einstellung werden wir wieder nach Hause gehen?
Als erstes erwartete uns eine kleine Führung durch die JVA. Der Gefängnisseelsorger Patrick Bauer zeigte uns das Gefängnisgebäude, die Gefängniskapelle und seinen Arbeitsraum, eine Mischung aus Klassenraum und Teeküche. Dort erzählte er uns zunächst sehr spannend und offen von seiner Arbeit als Gefängnisseelsorger. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit, Fragen zu stellen, welche allesamt sehr informativ und tiefgründig beantwortet wurden.
Der Höhepunkt dieser Exkursion war für uns alle die Möglichkeit mit fünf Gefangenen zu sprechen. Zu zweit konnten wir jeweils zu einem Gefangenen gehen und uns ca. eine halbe Stunde miteinander unterhalten. Ja und dann sitzt man da und weiß irgendwie nicht so richtig, wie man anfangen bzw. was man fragen soll: Kann ich einfach anfangen und irgendetwas fragen? Was, wenn es ihnen unangenehm ist oder ihnen vielleicht auch zu persönlich wird?
Doch diese Anspannung legte sich sofort, nachdem die ersten Worte gefallen waren, und es ergab sich ein gutes Gespräch. Ein Gespräch über ihr Leben im Gefängnis, ihren Tagesablauf bis hin zur Einrichtung ihrer Zelle. Doch es wurde auch über sehr private und persönliche Dinge gesprochen. Sie öffneten sich uns gegenüber ziemlich schnell, was uns sehr überraschte. So erzählten sie beispielsweise über ihre Vergangenheit, ihre Familien und Freunde bis hin zu Gefühlen wie Trauer oder Freude. Manche Erlebnisse und Aussagen berührten uns und gingen einigen sehr nahe. Wir haben zusammen gelacht, aber auch zugehört und mitgefühlt. Die Zeit ging leider viel zu schnell vorbei. Alle Gefangenen gaben uns zum Ende hin noch ihre persönlichen Ratschläge mit auf den Weg.
Als letzte Station durften wir noch eine Zelle besichtigen. Das laute Knacken, wenn die Tür von außen verriegelt wird, wirkt sehr einschüchternd und abschreckend. Es löste pure Gänsehaut aus. In dieser Situation möchte wirklich niemand stecken.
Insgesamt war das für mich der bis jetzt intensivste und prägendste Ausflug in meiner bisherigen Schullaufbahn und ich denke, da spreche ich für uns alle. Ein Ausflug, der unser Leben auf eine gewisse Art und Weise geprägt hat. Für diese Erfahrungen sind wir sehr dankbar. Dieses Erlebnis wird uns für immer in ganz besonderer Erinnerung bleiben!
Samira Maria Utsch (MSS 13 KR)
Zur TAFEL gehen die Armen.
Klischees von arbeitsscheuen, "hartzenden", bildungsfernen Drückebergern
geistern durch die Köpfe und schaffen Distanz.
Sie verdrängen die Ängste, selbst einmal im Leben zu scheitern.
45 Minuten mitten aus dem echten Leben
Am 4. November 2021 bekamen die Schülerinnen und Schüler aus drei Lerngruppen der Stufe 8 Besuch: Auf Einladung von Frau Karthäuser erzählten zwei Gäste der evangelischen TAFEL Betzdorf e.V. von ihren Erfahrungen.
In dieser TAFEL werden wöchentlich bis zu 300 bedürftige Menschen mit Lebensmitteln versorgt, die von Geschäften und Händlern aussortiert und - anstatt sie dem Müll zuzuführen - gespendet werden.
Zunächst vermuteten die Jugendlichen aus den beiden evangelischen Religionsgruppen von Frau Petkewitz und Frau Karthäuser sowie des Ethikkurses von Herrn Schütz: Solche mutigen und kommunikativen Menschen wie diese zwei können doch nur TAFEL-Mitarbeiter sein. Und staunten nicht schlecht, dass sie mit Patch Weber und Manfred Gaß nicht nur zwei TAFEL-Kunden vor sich hatten, die seit Jahren Lebensmittel für die Grundversorgung von der TAFEL erhalten, sondern sogar zwei mit abgeschlossener Ausbildung bzw. Studium und Berufserfahrungen. Interessiert hörten sie von ihren Lebensschicksalen und wie es „im echten Leben“ so laufen kann.
Frau Weber und Herr Gaß machten es den Jugendlichen leicht, durch Klischees entstandene Distanz zu überwinden: Bei näherer Betrachtung sind TAFEL -Gäste ein bunter Mix aus allen Milieus. Da sind Menschen, die aufgrund körperlicher/seelischer Erkrankung nicht mehr arbeiten können, Frauen, die als Hausfrau/Mutter nebst prekären Beschäftigungsverhältnissen heute nur einen minimalen Rentenanspruch haben und mitunter aus Scham keine öffentlichen Hilfen in Anspruch nehmen wollen, Alleinerziehende, Flüchtlinge, (funktionale) Analphabeten, Facharbeiter, Akademiker usw. - (Über)Lebenskünstler allesamt.
„Finden Sie das, was Sie vom Staat an Geld bekommen, gerechtfertigt?“ – „Machen Sie Urlaub?“ - „Wurden Sie schon mal blöd angemacht, weil Sie zur Tafel gehen?“
Im regen Dialog zwischen den Schülerinnen und Schülern und den TAFEL-Gästen hatten die Achtklässler den Mut zu teils auch sehr persönlichen Fragen: „Haben Sie ein Auto/Handy?“ „Haben Sie keine Familie, die Ihnen helfen kann?“ Solche und viele andere Fragen beantworteten die Gäste mit großer Offenheit und Genauigkeit. Die Schülerinnen und Schüler saßen so ruhig und konzentriert, dass das Licht häufig ausging: Im Gegensatz zu ihnen hatte der Bewegungsmelder der Deckenbeleuchtung nichts mehr zu melden!
Anja Karthäuser
Mit Häftlingen Gottesdienst gefeiert
Betzdorfer Schüler besuchen die JVA in Attendorn.
Der Leistungskurs Evangelische Religion der MSS 13 bekam Mitte August einen besonderen Einblick: Auf Einladung der Gefängnisseelsorge in der Justizvollzugsanstalt in Attendorn konnten die Schüler das Gefängnis besuchen und die Arbeit der Seelsorge mit Strafgefangenen kennen lernen. Seelsorger Lothar Schulte berichtete vor Ort von den Haftbedingungen im geschlossenen und offenen Vollzug und von den Möglichkeiten seiner Arbeit.
Die Schüler hatten sich zuvor im Unterricht intensiv mit der Situation des Strafvollzugs in Deutschland und den Chancen der Seelsorge beschäftigt. „Aber erst die Begegnung vor Ort verschafft wirklich einen Eindruck von den Bedingungen, unter denen die Gefangenen und die Bediensteten der JVA leben und arbeiten“, resümiert Schulpfarrer Martin Haßler.
Zum Abschluss der Erkundung feierte die Schülergruppe mit einigen Häftlingen des offenen Vollzugs einen gemeinsamen Gottesdienst. Für alle Beteiligten eine besondere Erfahrung. Begleitet wurde die Exkursion von den Lehrkräften Martin Haßler und Peter Härtling. Der Evangelische Kirchenkreis Altenkirchen förderte die Fahrt mit einem Zuschuss.
(Martin Haßler)
Die Menschenwürde steht auf dem Spiel
LK‘s Deutsch und Evangelische Religion besuchen Düsseldorfer Schauspielhaus
Selten hat ein Theaterwerk weltweit für so viele Diskussionen gesorgt: Die Schülerinnen und Schüler der Leistungskurse Ev. Religion und Deutsch der MSS 12 besuchten Anfang April 2019 mit ihren Lehrkräften Frau Baltes und Herrn Haßler das Stück „Terror“ des Autors Ferdinand von Schirach. Das Schauspielhaus in Düsseldorf inszenierte das 2015 erschienen Stück werkgetreu als eine Diskussion um die Freiheit und das Recht unserer Gesellschaft.
Die fiktive Ausgangslage ist schnell erzählt: Ein Terrorist hat ein Passagierflugzeug entführt und will dieses in ein Fußballstadion navigieren. Ein Luftwaffenpilot hat – gegen den Befehl – dieses Flugzeug abgeschossen. Er muss sich für den Tod von über 160 Menschen vor Gericht verantworten. Das Theaterstück zeigt kaum Handlung, sondern vor allem Menschen (die Staatsanwältin, den Verteidiger, den Angeklagten und zwei Zeugen) die diesen juristisch-ethischen Sachverhalt von allen Seiten betrachten und ihre Positionen modellhaft diskutieren. Am Ende müssen die Zuschauer als „Schöffen“ das Urteil fällen.
Die rund 30 Schülerinnen und Schüler der MSS 12 waren in der Beratung und noch lange nach dem Stück in intensiven Diskussionen um das richtige Urteil: Auf der einen Seite steht das Wohl einer großen Zahl von möglichen Opfern im Fußballstadion. Auf der anderen Seite das Gebot, die Würde jedes Menschen zu schützen und ihn nicht zum Objekt eines angeblichen „höheren“ Zweckes, der Rettung anderer, zu machen. Macht sich der Staat nicht mit der Logik des Terrorismus gemein, wenn er dessen Opfer nur noch als Sache und Mittel zum Zweck betrachtet? Setzt er so nicht die humanitären Grundlagen unseres Zusammenlebens aufs Spiel? Gleichzeitig fragt sich jeder Theaterbesucher, wie er oder sie wohl selbst, an Stelle des Luftwaffenpiloten gehandelt hätte. Das Stück – mustergültig auf den Linien von Prinzipienethik und Utilitarismus – zeigt auf, dass es in der Realität nicht nur eine richtige Antwort gibt. So wurde auch den Schülern bewusst, dass ihr eigenes, begründetes Urteil jeweils auch schwerwiegende Nachteile impliziert. Zudem schafft es dieses Stück, ein aktuelles politisches Thema, weltweit auf die Bühne zu bringen, so dass es jungen Mensch Freude macht, die Reise nach Düsseldorf zu wagen. Erst nach Mitternacht kam die Gruppe wieder in Betzdorf an. (Andrea Baltes und Martin Haßler)
Südwestliches Rheinland-Pfalz - Sonne - Sandstein – Sozialkritik
Bei der fächerübergreifenden Exkursion katholische Religion (BK) und Musik (UEB) nach Trier boten sich unterschiedliche Impressionen. Den Anfang markierten die sozialkritischen Betrachtungen von Karl Marx zum Verhältnis zwischen Arbeit und Kapital. Als besondere Ausstellungsstücke sind die UNESCO Weltliteraturerbewerke „Das Kapital“ und „Das kommunistische Manifest“ zu erwähnen. Ein kurzer Spaziergang durch den barocken Garten des Kurfürstlichen Palais führte zur UNESCO Weltkulturerbestätte Trier Dom, welcher Einblicke in die Komposition verschiedener Baustilepochen bot. Spirituelle Raumwirksamkeit in Sandstein erzeugte der Rundgang durch das Kirchenschiff, die Krypta und den Kreuzgang. In der ehemaligen Empfangshalle des Kaiser Konstantin erwartete uns eine Komposition verschiedener Klänge des Barock und der Romantik. Die orchestrale Registratur der erst 2014 erbauten Euler-Orgel erzeugte bei einem Werk von Franz Liszt, einem Zeitgenossen von Karl Marx, wohltemperierte Mixturen, welche sich im Rund der Apsis zu einem wohlklingenden Gesamteindruck zusammenfügten.
Schülerassoziationen:
➢ gute Ausstellung – schlechter Museumsführer – interessante Stadt
➢ bessere Sicht auf die Lebensweise von Marx.Verhältnis
➢ Gesamtpaket an Informationen rund um Marx
Barmherzigkeit statt Ausgrenzung
Der Leistungskurs Ev. Religion der MSS 11 besuchte im Januar 2018 die Obdachlosenseelsorge der Franziskaner in Köln. Intensiv ging der Kurs im Gespräch mit Bruder Markus der Frage nach, was Obdachlosigkeit mit Menschen macht und wie man ihnen auf Augenhöhe und mit Respekt helfen kann.
Eine alternative Stadt- und Krippenführung zum gleichen Thema schloss sich der Begegnung an und führte uns zu den Krippen in den Kirchen Maria Lyskirchen, Maria im Kapitol und im Dom. In diesen Krippen wird das Thema Ausgrenzung und Barmherzigkeit anschaulich und fordernd präsentiert. Obdachlose, Suchtkranke, Flüchtlinge und Sterbende sind in die Krippen integriert und fragen die Betrachter nach ihrem Verhalten gegenüber bedürftigen Menschen.
Mit wachem Blick für Obdachlose und vielen Anregungen für den Unterricht kehrte die Gruppe am Abend nach Betzdorf zurück.
Dort gaben die Schülerinnen und Schüler ihrem Lehrer, Pfarrer Martin Haßler, den Auftrag, eine konkrete Begegnung mit Obdachlosen zu organisieren. "Nur überObdachlose zu reden, genügt mir nicht, wir möchten auch auf Augenhöhe mit ihnen sprechen!" So formulierte eine Schülerin das Anliegen der Gruppe. Fortsetzung folgt also...
M. Haßler