Ethik am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium
Das Fach Ethik wird bei uns durchgehend von der Klasse 5 bis zum Abitur erteilt und kann dort im Grundkurs auch als Abiturfach gewählt werden. Es ist verpflichtend für alle Schülerinnen und Schüler, die nicht am evangelischen oder katholischen Religionsunterricht teilnehmen.
Inhaltlich widmen wir uns allen Fragen des Lebens, welche unser jeweils eigenes persönliches Erleben, unser Leben in der Gemeinschaft mit anderen und unser Leben als Teil der Natur auf unserer Erde betreffen. Dabei lernen wir auch Grundzüge der verschiedenen Weltreligionen kennen.
Der Ethikunterricht ist aber keiner religiösen Glaubensrichtung verpflichtet. Vielmehr suchen wir auf der Basis der auch in unserem Grundgesetz verankerten Überzeugungen der allgemeinen Menschenwürde und Menschenrechte die Diskussion über menschliche Grundfragen und Normen.
Ziel ist es, in gegenseitigem Respekt auch vor individuellen und kulturellen Unterschieden gemeinsame Überzeugungen und Vorstellungen zu erforschen und weiter auszubilden. Dazu gehört es auch, Meinungsverschiedenheiten im Sinne eines toleranten Miteinanders auszuhalten und im Sinne pluralistischer Freiheit schätzen zu lernen.
Die Lerngruppen der Sekundarstufe I arbeiten mit den Lehrwerken der Reihe „Leben leben“ aus dem Klett-Verlag. Den Kursen der MSS liegt das Lehrwerk „DenkArt. Arbeitsbuch Ethik“ aus dem Schöningh-Verlag zu Grunde.
Ethik in der Orientierungsstufe
In der Jahrgangsstufe 5/6 knüpft der Ethikunterricht zunächst sehr nah an die persönlichen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler an. So greifen z.B. die Themenfelder „Alles ist neu“, „Ich bin ich“ und „Freundschaft“ die Situation unserer jeweils neuen 5er auf, die sich nun selbständiger in der neuen Umgebung und mit vielen neuen Mitschülern orientieren müssen.
Mit den Themen „Alles geregelt?“ - „Ist das gerecht?“ wird der Blick auf Regeln und Maßstäbe des sozialen Miteinanders gelegt. Fragen der kulturellen Vielfalt werden altersgemäß mit „Andere sind anders“ und „Feste erzählen vom Leben“ thematisiert. Mögliche Antworten auf existenzielle Fragen bieten z.B. die Lernbereiche „Glauben und Leben“ und „Wie ist die Welt entstanden?“.
Methodisch arbeiten wir äußerst vielfältig mit dem Einsatz von Texten, aber auch von Bildern, Comics, Filmen, ausgewählter Inhalte aus dem Internet etc. Neben den klassischen Formen von Gesprächen und Textarbeit werden die Schülerinnen und Schüler dazu angeregt, sich in Zeichnungen und Bildern, eigenen Comics, Präsentationen, Rollenspielen, Collagen und Forschungsarbeiten auch kreativ mit den Themenbereichen auseinander zu setzen. Besonderer Wert wird dabei auch auf die gruppendynamische Entwicklung der klassenübergreifenden Lerngruppen gelegt, sowie auf das Erlernen von guter Zusammenarbeit in sozialen Arbeitsformen wie z.B. Gruppen- oder Partnerarbeit.
Ethik in der Mittelstufe
In der Mittelstufe zielt der Ethikunterricht sowohl darauf, Orientierungshilfe zu leisten in den Umbrüchen, die die Jugendlichen mit Pubertät und dem sich immer mehr öffnenden Blick für existenzielle Fragen und soziale und globale Zusammenhänge erleben.
So werden z.B. Themen wie Liebe, Glück und Sinn, oder der Umgang mit Konflikten und Gewalt bearbeitet, wie auch Fragen einer gerechten Welt und der Verantwortung für Menschen und Natur gestellt. Die Auseinandersetzung mit Antworten und Vorstellungen der verschiedenen Religionen wird vertieft. Zunehmend werden auch Antworten von PhilosophInnen zu verschiedensten Fragen thematisiert und diskutiert.
Methodisch werden Fertigkeiten, die in der Orientierungsstufe angelegt wurden, vertieft. Es werden fachspezifische Methoden, wie z.B. die Schritte ethischer Urteilsfindung oder die Dilemmadiskussion, altersentsprechend vermittelt und eingeübt. Im Hinblick auf zunehmend selbständiges Arbeiten spielen Rechercheaufträge, Referate und Präsentationen eine größere Rolle als in der Orientierungsstufe.
Ethik in der MSS
Im Unterricht der MSS wird das Fach Ethik als Grundkurs angeboten und kann auch als mündliches Abiturfach gewählt werden.
Diese vier Fragen stellen nach Immanuel Kant die Grundfragen der Philosophie dar. Im Sinne des wissenschaftspropädeutischen Charakters des Oberstufenunterrichts orientieren wir uns im Ethikunterricht entsprechend an philosophischen Fragen wie:
Worauf beruht eigentlich unser Wissen? Wo liegen Grenzen des Wissens?
Gibt es universelle ethische Regeln, die für alle gelten?
Wie könnten diese aussehen?
Gibt es Gründe für den Glauben an einen Gott? An ein Leben nach dem Tod? Welchen Sinn / welchen Zweck hat unser Leben?
Was macht uns Menschen als Menschen aus? Worin besteht unsere besondere„Würde“? Welche Verpflichtungen ergeben sich daraus?
Im Hinblick auf eine mündige eigene Orientierung gibt der Ethikunterricht hier keine allgemeingültigen Antworten. Er bietet in der Auseinandersetzung mit dem Denken von Philosophen und anderen Denkern und in der Diskussion mit den Mitschülern die Möglichkeit, eine eigene Position zu diesen Fragen zu entwickeln, sie kritisch zu hinterfragen und zu differenzieren.
Die Lernenden setzen sich mit Modellen normativer Ethik (z.B. Utilitarismus oder Gesinnungsethik) auseinander und wenden diese exemplarisch auf Problemfelder des menschlichen Handelns an (Bereichsethiken, wie z.B. Medienethik oder Bioethik). Die unterrichtliche Grundlage dafür bildet das "DenkArt. Arbeitsbuch Ethik" aus dem Schöningh-Verlag.
Dabei wird Wert darauf gelegt, dass das eigene Erleben und die eigenen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler im Unterricht zum Tragen kommen. Ethische Theorien bleiben so nicht abstrakt, sondern dienen als Werkzeuge, sich über die eigenen Gedanken und Überzeugungen klar zu werden und diese auch kritisch zu hinterfragen. Gleichzeitig soll durch das Durchdenken fremder Positionen und die Diskussion im Kurs die Bereitschaft fördern, auch Überzeugungen anders Denkender zu respektieren.
Kriterien für die Gültigkeit und Vertretbarkeit von Positionen stellen auch hier das durch die in unserer Demokratie verankerten Konzept der Achtung der Rechte und Würde jedes einzelnen Menschen dar, sowie logische Schlüssigkeit und Prinzipien der fairen Interpretation.
Methodisch liegen die Schwerpunkte auf einer schlüssigen und verständlichen Darstellung und Argumentation in Sprache und eigenen Texten, auf dem Einhalten und der Anwendung von Diskussionsregeln im Kurs sowie auf verschiedenen Wegen zur Texterschließung. Darüber hinaus werden auch geeignete Bilder, Filme, Songs oder Podcasts als Quellen genutzt und die Möglichkeiten kreativer Arbeitsformen wie z.B. Bilder, Spielszenen und Standbilder erprobt.